Hier werden nach und nach Hafterlebnisse eingestellt. Lebensgeschichten von DDR Opfern aus unserem Verein. In DDR Haft wurden Ihnen nicht nur die Kinder geklaut, um sie zur Zwangsadoption freizugeben. Nein, sie wurden auch zur Abtreibung ohne ihr Wissen gezwungen, Zwangssterilisiert unter Medikamente gesetzt, in psychiatrische Anstalten eingeliefert und vieles andere mehr.
Die Menschen wurden hier kriminalisiert und werden es heute noch.
Diese Menschen zähle ich zu meinen Freunden & sie werden immer von mir Hilfe bekommen, da ich genau weiß "Es hätte mir auch passieren können, ich war gar nicht so weit entfernt davon". Für mich war die Deutsche Wende ein Segen...
Es ist ein verstörender Bericht, den Eva Siebenherz niedergeschrieben hat. Ihre Erzählung folgt keinen klassischen Regeln der Literatur, nach denen das Erscheinen und Wirken der Protagonisten einer Geschichte allmählich aufgebaut und schließlich dramaturgisch in das rechte Licht ihres Handelns geschoben werden. Die Menschen, von denen Eva Siebenherz erzählt, sind plötzlich da und ebenso schnell gehen sie unserem Blick wieder verloren. Spot an! Licht aus! Genau so hat die Erzählerin die Menschen wahrgenommen, die ihr im Leben hilfreich oder verderblich wurden. Ihre Geschichte ist ein Zeitzeugnis. Ein Bericht, an einer viel späteren Wegmarke rastend, erstattet. Ungewiss, welche Strecke ihr nun noch bleibt! Weil das Gelebte nicht ohne Folgen war, für das Lebendige in ihr. Weil, wie wir wissen, Krankheit – die Sprache der Seele ist. Eva Siebenherz’ Leben hat unzählige Anschläge und Einschläge erlitten. Sich fast verbraucht. Sie hat die Zerstörung des heiligen Gespannes erfahren: Den Zusammenhalt von Mutter und Kindern. Nicht durch Tod oder Krankheit, sondern durch das restriktive, politisch intendierte Handeln des Staates. Durch Zwangsadoption! Ihre Geschichte ist eine deutsche Geschichte. Die Geschichte eines Teiles Leben in der DDR. Ereignisse, die noch immer gern in die dunkle, unsichtbare Ecke gekehrt werden. Unbequeme Wahrheiten! Eva Siebenherz war außerstande, den Spagat ihrer Kindheit zwischen einem wohlgeordneten und begüterten Dasein der Großeltern und dem chaotischen Leben der Mutter ohne eigene Zerrissenheit zu vollziehen. Sie gehörte zu jenen, die ihre Lebensfurche oder Nische inmitten des ideologischen Ackers der DDR eben nicht fanden und – bewußt oder unbewußt – ständig neben die Spur traten. Mit schlimmen Erfahrungen und zunehmender, prägender Verbitterung. Doch niemand mag sich beim Lesen ihrer Zeilen selbstgefällig zurücklehnen: Das hätte mir nicht passieren können... Natürlich ist es zu weiten Teilen ein Bericht über das tägliche Leben einer untergegangenen Republik.. Hart und unbarmherzig erzählt, so wie sie sich selbst behandelt fühlte. Dann aber auch das Erfahren anderer Lebensmuster, im Westen. Helle und Dunkle. Jedes Land hat hinter der täuschend gleissenden Hochglanzfassade Dreckecken. Nicht überall schlug bereits die Stunde zu ihrer Auskehr. Die Wahrheiten der Eva Siebenherz gelangten erst mit der Auflösung der DDR ans Licht. Eva Siebenherz spricht von ihrem Leben! Aus ihrer Sicht und Betroffenheit. Aber sie spricht auch die hundertfache Stimme jener Frauen, die Gleiches erlebten und erlitten. Sie spricht angesichts hunderter Kinder, deren selbstverständliche familiäre Geborgenheit, ihr Urvertrauen, innerhalb weniger Stunden zerstört wurde. Die Mutter plötzlich aus ihrer Welt genommen! Ein Weiterleben und Aufwachsen oft in einem Gespinst von Lügen – immer über das eigene Herkommen. Oft ließen sich die zerrissenen, gemeinsamen Lebensfäden nach den fehlenden Jahren nicht mehr verknüpfen. Eva Siebenherz erzählt von ihrem Kampf um den Behalt ihrer Kinder, um die Wiederbegegnung mit ihren Erstgeborenen und dem Leben, das dazwischen stattfand. Sie erzählt es in der Sprache ihrer zernarbten Seele. Von Günther H. W. Preuße, Autor und Biograf