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  • AutorenbildKati A.-Gericke

Dresdnerin sucht Zwillingsschwester: "Die DDR hat sie gestohlen"

Aktualisiert: 29. Dez. 2018

Ärzte erklärten sie für tot



Kerstin und Birgit kurz nach der Geburt - Anke bekamen die Eltern nicht zu Gesicht


Mittwoch, 28.12.2016, 22:30

Die Ärzte eines Dresdner Krankenhauses in der DDR behaupteten, dass Kerstin Heinzes eineiige Zwillingsschwester kurz nach der Geburt 1964 gestorben sei. Doch dann fährt im Mai 2015 eine Frau, die genauso aussieht wie Kerstin, an der 52-Jährigen vorbei.


Die Dresdnerin ist sich sicher: "Meine Schwester lebt noch!" Kerstin Heinze kam als Drilling fast drei Monate zu früh in einer privaten Entbindungsklinik zur Welt. Sie und ihre Schwester Birgit konnten nach einiger Zeit entlassen werden. Kerstins eineiige Schwester Anke soll jedoch sieben Tage nach der Geburt gestorben sein.


"Die Ärzte zeigten meinen Eltern immer nur Birgit und mich. Anke, die im Gegensatz zu Birgit mein eineiiger Zwilling ist, haben sie nie gesehen. Dann wurde meinem Vater gesagt, dass sie gestorben sei." Die Leiche des Kindes soll für die Wissenschaft freigegeben worden sein. Die Eltern erhielten nur eine Sterbeurkunde.


Anke und Kerstin sind als eineiige Schwestern zur Welt gekommen

Zwillingsschwester in Dresden gesehen


"Vor 12 Jahren ging es dann los: Freunde sahen mich an verschiedenen Orten in Dresden. Aber das war ich nicht", erzählt Kerstin. Dann sah sie ihre Schwester vor einem Jahr selbst auf der Straße, jedoch nicht lang genug, um sie anzusprechen. "Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass sie es war. Sie sah genauso aus wie ich."

Heinze forschte nach – doch ohne Erfolg. Die Uniklinik konnte ihr keine Unterlagen zur Verfügung stellen, da der Fall mehr als 30 Jahre zurück liegt und verjährt ist. In einer Obduktionsliste aus dem Geburtsjahr der Mädchen konnte Anke nicht gefunden werden. "Sie wurde offensichtlich nicht obduziert", folgert die 52-Jährige.


Kerstin Heinze mit 11 Jahren

Mehr als 1000 vermisste Kinder


Heinze ist Mitglied in dem Verein "Interessengemeinschaft Gestohlene Kinder der DDR". "Über 1000 Personen wurden bei uns als vermisst gemeldet. Sie sollen alle als Säugling gestorben sein", erklärt Vereinsvorsitzender Andreas Laake. "Natürlich gibt es einige Kinder, die wohl gestorben sind, aber viele Mütter haben ihr Baby gesund gesehen und dann wurde ihnen mitgeteilt, es sei tot. Es gibt viele Ungereimtheiten." Der Verein geht davon aus, dass teilweise die Kinder von "Nicht-Regimetreuen", wie die Familie von Heinze, zu "guten" sozialistischen Eltern gegeben wurden.

Jedoch ist es sehr schwer, die Kinder wiederzufinden. "Meine Schwester hat jetzt eine andere Identität. Sie weiß vermutlich gar nicht, dass sie uns gestohlen wurde", sagt  Kerstin Heinze. Jetzt hofft sie auf neue Hinweise und das ihre Schwester sich bei ihr meldet.

Das Universitätsklinikum Dresden zeigte sich auf Anfrage von FOCUS Online kooperativ. Man wolle der Familie Heinze bei der Aufklärung des Falles zur Seite stehen.

Wenn Sie einen Hinweis zu Anke Heinze haben, melden Sie sich unter der Telefonnummer: 0151/23670444


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